Einfache Frage, einfache Antwort: ich bin Ü 50, habe das sogar im Blogtitel stehen. Nicht, dass das jetzt eine besondere Leistung oder Eigenschaft von mir wäre, sondern weil ich damals an den Start ging, als bloggende modebegeisterte Frauen in meiner Altersgruppe kaum zu finden waren, ich aber genau wusste, dass es sie gibt. Denn ich war zuvor jahrelang in einem großen Forum aktiv, das sich tagein- tagaus um Fashionaccessoires drehte und da waren nicht nur Schülerinnen und Studentinnen versammelt, sondern mehrheitlich erwachsenen Frauen mit Familie, Job und Taschenfimmel. Schon damals gab es ein paar Taschenmädels, die Vorreiterinnen waren und bloggten und drei von ihnen besuchte ich regelmäßig und lese bis heute jeden neuen Blogbeitrag. So begleite ich Anna auf ihren Reisen und zu Events, freue mich mit chahevu über neue Fingerfarben und spicke in Carries Leben.

Unruhe in 2015: Shopping in Paris

Nach und nach zerbröselte das Forum etwas, weil immer mehr von uns bloggten und ihre  Geschichten immer seltener nur im geschlossenen Forum erzählten. Ich gehörte dazu und stehe inzwischen mit vielen der Mädchen und Frauen über die neue Kontaktplattformen wie Facebook, Pinterest, Instagram oder Snapchat in Verbindung.

Typisch Instagram – ein Bild aus meinem Bett

Wenn man heute beispielsweise bei Instagram den Hashtag #over50 eingibt oder die Suchmaschine Google mit dem Suchbegriff Ü 50 Blog füttert, staunt man, dass sich in der Richtung inzwischen einiges getan hat. Und es kann passieren, dass mein Blog unter den Google-Treffern landet.

Im frischen Wind auf einer Nordseeinsel

Aber warum sollte man das tun? Vielleicht, weil unter den Ü 50 Bloggern gerade ein akuter Mangel an Stöckchenfängern oder Awardweiterreichern herrscht, denn es wurde ein 50 Plus Award kreiert, der *wusch* in Windeseile die Runde machte und gleich 3 x bei mir aufschlug. Und da sitze ich nur mit meiner Auszeichnung. Ein hellblaues Ding, wie eine rosettige Papierpreisschleife, die nach erfolgreicher Dressur dem braven Zossen gerne ans Zaumzeug gepappt wird.  Mit einem roten Herzchen dabei und dem Stempel 50 Plus. Ausgedacht hat sich das (in bester Absicht hoffentlich) Maria vom Unruhewerk – älter werden, sichtbar bleiben.

Nicht, dass ich ein Problem mit diesem Stempel hätte! Trüge ich Ü 50 sonst sogar im Blognamen? Ich habe nur ein Problem mit Schubkästen aller Art. Auf einer steht LILA, auf der nächsten DOTTERGELB und dann wäre da noch die Sache mit dem BEIGE: es heißt nämlich, dass im Alter die Schuhe immer beiger werden. Ich würde diesem Trend ja sehr gerne folgen, aber es ist  mir derzeit absolut UNMÖGLICH, da selbst in Paris die Slingbacks von Chanel nur auf Warteliste zu haben sind. An den nächsten Schubkästen kleben Bezeichnungen wie X-Bein oder A-Figur und wenn es ganz schlimm kommt, steht dort UNFRUCHTBAR, nur noch getoppt von UNSICHTBAR. (Schöne Episode am Rande: die Autokorrektur wollte UNDICHT schreiben – das fehlte wohl gerade noch in der Aufzählung!)

Nicht unsichtbar, sondern im Fernsehen 🙂 in „Schlagerverkleidung“ und mit meiner „Luftgitarre“.
Vor der Sendung gab es ein spontanes „Konzert“ mit einem anderen, ähnlich bestückten Zuschauer:
Weil ich weder unsichtbar noch (siehe oben) übermäßig beige bin, finde ich mein Alter ziemlich nebensächlich. Stehe aber natürlich dazu, wenn mich einer fragt. Das soll – wie ich las – bei Bloggern in meiner Generation nicht immer so sein. Muss es ja auch nicht, das kann doch jeder halten wie er will.

Seriös geht auch mal, wenn es in München ins Deutsche Theater geht

Jedenfalls habe ich mich bis jetzt sehr erfolgreich gegen solche Trophäen in meiner Sidebar gewehrt und werde es auch weiter so handhaben. Heute gibt es eine Ausnahme, weil aller guten Dinge drei sind und damit ich es mal gemacht habe. Andere machen Q’nA bei Snapchat oder RANDOM FACTS bei youtube – vielleicht komme ich da auch noch hin, heute bleibt es erstmal bei ein paar *grrrrr* ALTERS-Fragen und meinen Antworten.
Im Juni im Mainz 

Von Sabine kamen die erste Latte:

Möchtest du noch einmal 20 sein? Wenn ja, was würdest du anders machen als heute? – Ja, aber gerne doch, ich würde anständig französisch und englisch lernen und mich nicht so faul durch die Fremdsprachen radebrechen.

Früher war alles besser. Stimmt das? – Alles? Das weiss ich nicht, aber die Canvasqualität von LV Taschen beispielsweise war früher eindeutig besser und der Kundenservice von Apple. Beiden Firmen ist ihr Erfolg zu Kopf gestiegen. Und nochwas: die Starbucks Tassen waren weniger einfallslos als heute. Hier ein Beispiel von 1994:

Wie hat sich deine Persönlichkeit entwickelt? Bist du heute selbstbewusster als vor 20/30 Jahren? – Meine Persönlichkeit? In solchen Begriffen denke ich nicht von mir. Ich war immer selbstbewusst und vor 15/20 Jahren noch viel mehr als heute. Bei mir kehrt sich das vielleicht langsam in Altersmilde. 
Was ist für dich Stil? Wie hat sich dein Modestil entwickelt? Stil ist ein Empfinden, das hat für mich immer mit dem (Zeit)Geschmack zu tun, jedenfalls wenn hier nach einen Modestil gefragt wird. Mein Stil hat sich vom Sonnidee-Ossi-Chic zu meiner Alltagsuniform Jeans-Bluse-Blazer „entwickelt“. In meiner Ausgehgarderobe bin ich experimentierfreudiger, aber selten ausserhalb vom Mainstream.

Egal ob in Hamburg oder in Paris:
Jeans, Turnschuhe, Tasche, Bluse…
…und bei Bedarf eine Sonnenbrille, ein Tuch oder ein Blazer.

Welches ist dein Lieblings-Outfit? – Ein schwarzes Tweed Kostüm von Christian Lacroix mit fetten goldenen Knöpfen an der Jacke und einem ausgestellten Minirock.

Sehen Frauen (und Männer) mit 50 heute jünger aus als vor 20/30 Jahren? Für mich schon, aber frag mal einen 7 oder 10 Jährigen, für den sehe ich doch aus, wie seine Omma, also uralt.
Hast du einen Trick, um jünger auszusehen? – Nein, habe ich nicht nötig, ich bin ja nicht mehr auf dem Markt!
Wie hältst du dich fit? Sport oder Bewegung sind gemeint? Ich bevorzuge gerade geistige Fitness *ggg* – der Körper muss einfach noch etwas durchhalten. Yoga fällt mal gleich ganz aus, ich kann nicht mal so sitzen, wie die es zu Begrüßung vorschlagen und ein GYM hat mich schon länger nicht mehr gesehen. Mein Schweinehund ist zu groß, der passt da nicht rein. Vielleicht nehme ich mir für 2016 etwas vor, aber das wäre nicht das erste Mal, dass ein solches Vorhaben scheitert.
Haben sich deine Reiseziele verändert? Wohin reist du am liebsten? – JA, natürlich, zu DDR Zeiten war der Schwarzmeerstrand in Bulgarien das Ende der Fahnenstange, heute fahre ich lieber in die Toscana. Und NEIN – ich war schon zu DDR Zeiten in Moskau und fliege jetzt auch wieder hin, wenn auch aus total anderen Gründen. Und am liebsten reise ich nach Paris.
Hier auf einem Hotelklo in Moskau…
…und auf der Frühstücksterrasse des Hotels in Beirut / Libanon
Welche Ratschläge gibst du jüngeren Menschen mit auf den Weg? – Ich gebe ungefragt keine Ratschläge, das erwartet keiner von mir. Sollte einer fragen, ist meine Antwort:
Höre gut auf Dein Herz.
Welche Lebensform könntest du dir im Alter vorstellen (WG etc.)? – Ja, ich bin der Typ für eine WG. Ich hätte gerne ein Miethaus in Berlin, am liebsten sofort. Voll mit lauter Leuten, Familie und Freunden, die sich kennen und mögen. Man hat sein Reich, aber auch Begegnungs- und Kommunikationsräume. Man hilft sich, passt auf einander auf, unterstützt sich und wird zusammen alt. Richtig alt, zur Not mit gekaufter Hilfe von aussen. Einer kann noch Auto fahren, weil er noch gucken kann, einer noch hören, einer noch schreiben, einer kochen… einer sogar Reifen wechseln oder Haare schneiden, einer braucht schon mehr Hilfe, ich übernehme die Bügelwäsche 🙂

Das waren die Fragen von Sabine – leider hat sie mit ihren Nominierungen schon echt alle die Blogs abgegriffen, die mir zu diesem Thema auch eingefallen wären und dabei stehen noch Karin und Karl-Heinz in der Schlange, die ihren Fragen loswerden wollen und auch da sollte ich noch siemundrölwzich weitere Ü50 Blogs nominieren.
Und genau das ist der Grund, wieso ich mich bei diesem Schneeballgedöns nie so wohl fühle! Ich habe bisher keine Awards angenommen, weil ich im Anschluss keinem damit auf den Zeiger gehen möchte. Ich weiss, ich bin ein Spielverderber – bei mir ist einfach Ende. Ich habe nach den Blogs geschaut, die ich sonst lese, aber wie gesagt: entweder hat Sabine schon gefragt oder sie sind nicht ALT genug. Und „fremde“ Leute damit zu behelligen finde ich nämlich einfach etwas vermessen. Netzwerkgedanke hin oder her!  Mir ist ja genau das passiert – sogar noch verbunden mit dem gönnerhaften Hinweis, meinen Blog damit bekannter machen zu wollen. Ja, danke auch für das Kompliment  – ich bin begeistert!

Leute, ich habe mir echt eine Platte gemacht und bei den Blogvorstellungen das Bloggeralter nachgerechnet oder nachgelesen. Mir wäre noch die fröhlich bunte Traude Rostrose eingefallen, aber auch da steht gleich auf der Titelseite: Bitte keine Awards und Stöckchen! Das ist doch mal ein kluger Schachzug, liebe Freundin.
Natürlich beantworte ich aber die Fragen, die bei mir angekommen sind!
Hier sind die von Karin:
Wie alt bist du und wie alt fühlst du dich? – Ich bin 54 und fühle mich auch so. Also mein Körper macht, dass ich mich so fühle. In meinem Kopf bin ich vielleicht erst 32 und werde sicher nicht älter als 39 und wenn doch, dann aber erst in 10 Jahren!

Was fällt dir als erstes positiv ein, wenn du an Menschen über 50 denkst? – Ähm – nix. Oder ist eine gratis Mammographie etwas POSITIVES? Ich habe mal eine kleine Umfrage bei Freunden und Kollegen gemacht, von denen bekam ich dauernd ERFAHRUNG zu hören. Kann ich so nicht bestätigen! Erfahrungen die ich benötige, haben eher die Jüngeren. Ich war Samstag bei einem Workshop und lernte lauter neues mit und über mein Mac Book (ja, es ist mein erstes und ich tue mich noch etwas schwer mit dem Wechsel)  neben mir saß ein Junge der war 12 oder 13. Am Ende fragte ich ihn flüsternd, ob er auch etwas neues erfahren hätte, er schüttelte lächelnd den Kopf. 

Welche Vorurteile gegen die Generation 50+ begegnen dir? – Bis auf diesen einen anonymen Kommentar mit dem Wortlaut: „Wat für ’ne Omma!“ ist mir noch nichts begegnet.

Was heißt Älterwerden für dich? Macht es dir Angst? – Älterwerden heißt für mich, dass die Erdanziehung stärker wird. Tschüß Konturen, tschüß Gesundheit und dann irgendwann tschüß Welt – *husch husch* unter die Erde. Angst macht es mir noch nicht. Ich bin ziemlich gut im Verdrängen.

Wo siehst du dich nächstes Jahr, in fünf oder in zehn Jahren? – Ich sehe nicht, dass sich in den nächsten 1 – 5 Jahren etwas ändern wird. In 10 Jahren denke ich hoffentlich an einen Umzug. Wenn nicht in das große Haus in Berlin, dann in ein kleines an der Nordsee oder auf einem anderen Inselchen.

Wieviel Erfolg hattest du bisher damit, dein Leben zu planen, was klappte und was nicht – Früher wurde für mich geplant: Kindergarten, Schule, Pionierorganisation, FDJ, 10. Klasse, Facharbeiterausbildung, Abitur, Studium, Job…dann kam zu meinem größten Glück die Wende und ich hatte eine Idee und lebe sie bis heute. Ich mache, was ich will und es klappt! Zum Glück habe ich einen Vollzeitjob und kann mir mit meinem eigenen Geld meine Wünsche erfüllen.

Gibt es deiner Meinung nach Tabuthemen rund um ältere Menschen? – Ich hätte sehr gerne, dass es die gibt. Ich will nix hören von Gebrechen, Sex im Alter, Sterbevorsorge und Altersarmut. Ich lasse es auf mich zukommen.
Warum, glaubst du, bleiben wir heute so viel jünger als frühere Generationen? Oder ist das nur ein Gerücht? – Wir haben mehr Muße, auf uns zu achten. Wir arbeiten nicht mehr so hart wie unsere Eltern oder Großeltern. Aber wir bewegen uns auch nicht mehr so viel. Zum Glück gibt es die vielen Erfindungen und die rasante Entwicklung der Wissenschaft und der Medizin. Die Gesundheitsvorsorge spielt eine Rolle, aber auch die Ernährung. Sport, hält jung hörte ich. Ich bevorzuge die moderne Medien. Man beherzigt Beautytipps oder nutzt die ganze „Verjüngungsmöglichkeiten-Industrie“. Man kann auch alles das für sich beanspruchen, wenn man möchte. Wer will ist dann natürlich auf dem neuesten Stand. Aber ich denke, meine Großeltern waren es in ihrer Zeit auch, sie haben ihre Möglichkeiten ausgeschöpft und sich weitergebildet und amüsiert. Es waren damals (sie gingen 1967 in Pension) etwas andere Vergnügungen, mit denen lockt man heute die Masse nicht mehr von der Glotze weg.
Meine Mutti und ich – Oktober 2015

und im Februar 1962

Meine Großmutter 1925
Fühlst du dich angesprochen, wenn Werbung auf deine „Altersgruppe“ zugeschnitten ist oder ist das eher lustig? – Ich werde nicht mit dieser Art Werbung konfrontiert. Ich sehe keine TV Werbung und  lese keine Apothekenrundschau und in Kinos kommt doch nur Auto-, Eis-, Sportartikel-, Telefon- oder Bierwerbung für alle.
Wie müsste Werbung aussehen, damit sie wirklich dich betrifft? – Ich bin nicht empfänglich plumpe für Werbung. Wenn jemand etwas mit viel Geld und aufwendigen Kampagnen anpreisen muss, ist mir das eher suspekt. Ich brauche keine Werbung, die geht mir auf die Nerven. Die einzige Werbung die mich nicht stört, sind die ganzseitigen Anzeigen in der VOGUE. Die sind immer toll fotografiert, die Models super schön (gefotoshoppt, na und? Falten habe ich schon morgens im Spiegel genug) und die Produkte lassen mich oft träumen.
Was tust du konkret, um jung zu bleiben? – Nichts, ich werde einfach entspannt immer älter! Achso, doch, der alte Trick: ich trinke mindestens 2 l Wasser am Tag
Naaaaaa? Könnt Ihr noch? Ich möchte nämlich keinen Dreiteiler daraus machen, sondern alles heute brav abarbeiten. So kommen hier die letzten Fragen von Karl-Heinz, die ich auch sehr gewissenhaft beantworte. Frei nach Marlene D. „Ich habe meine Pflicht getan!“

1. Was hat sich in deinem Leben durch das Bloggen verändert? – Ich bewege mich weniger, weil ich mehr am PC hocke oder am Schreibpult stehe, aber ich habe dadurch meinen Bekanntenkreis extrem erweitert.

2. Welche Tools unterstützen dich beim Bloggen? – Meine Kameras, mein iPhone, mein Tablet, mein MacBook und mein PC. Das wichtigste ist aber kein Tool, sondern das sind die Augen hinter der Kamera!

3. Wer oder was inspiriert dich momentan am meisten? – Karl Lagerfeld und 4 Frauen zwischen 60 und 70.
4. Was ist Eure liebste Freizeitbeschäftigung? Und warum? – Ich gehe sehr gerne auf Konzerte, das ist für mich die allerliebste Abendgestaltung. Wenn ich sitzen muss, dann erste Reihe in der Mitte, wenn ich stehen kann, dann gerne vorne am Bühnenrand – am liebsten mit Menschen, neben mir, die genauso empfinden. 
5. Auf was freust du dich im kommenden Jahr am meisten? – Auf meine erste Reise nach Paris (also die erste im Jahr 2016)
6. Welcher Artikel hat dir die meisten Leser eingebracht? – Der über die Nordseeinsel Sylt
7. Was bedeutet für dich Natur? – Freiheit und Bewegung
8. Was darf/dürfte in deinem Garten nicht fehlen? – Maiglöckchen, weiße Lilien, Walderdbeeren und Knoblauch
9. Gibt es etwas, dass du wirklich jeden Tag machst? – Ich trinke jeden Morgen heisse Milch.
10. Hat Dein Beruf was mit deinem Blog gemeinsam? – Ich bin der Chef!
11. Wo möchtest du in zehn Jahren sein? – Genau hier – vor meinem Klapprechner stehend,
um meine Geschichten zu erzählen!