Am Wochenende gab es in unserer Familie einen großen runden Geburtstag zu feiern. Meine Tante wurde 80 Jahre alt und sie wollte ihr Fest mit uns zusammen gerne in Ribbeck verbringen. Also machte meine jüngste Schwester das Programm für die ganze Sippe. Und sie machte ihre Sache gut! Wir übernachteten auf einem Kinderbauernhof mitten im Grünen und kamen Freitagabend aus allen Himmelsrichtungen angefahren. Nach der ersten Objektbesichtigung ging’s zurück in den Ort Ribbeck und wir speisten sehr vorzüglich im Café Monet zu Abend. Man hat sich dort SLOW FOOD auf die Fahnen geschrieben und so gab es frische Küche mit saisonalen Produkten aus der Region. Bärlauchsuppe, Spargel mit selbstgemachter Hollandaise, Kalbsschnitzel, Havelzander, Wachteln, Lamm – wir alle waren ganz begeistert von den Kreationen der jungen Köchin, die uns mit allen Gerichten wirklich sehr positiv überrascht hat.

Den Rückweg zum Quartier wollte ich zu Fuß bestreiten, da bis Mitternacht noch eine Fitbit-Challenge mit weiteren 3 Instagrammern lief und ich mein Tagesschrittziel noch nicht erreicht hatte. Mein 12-jähriger Neffe begleitete mich die 2,2 km durch die stockfinstere Brandenburger Nacht. Ich war ehrlich gesagt sehr froh darüber. So ein Nachtmarsch mit nur Natur und den entsprechenden Geräuschen rundherum ist zu zweit einfach etwas fröhlicher. Der Rest der Truppe wunderte sich, wie fix wie da waren. Ich war fast an meiner Höchstgeschwindigkeit im Gehen. Jedenfalls konnten wir noch miteinander reden und einmal haben wir laut 1000 Schritte mitgezählt.

Am Samstag nach dem Frühstück bestiegen wir eine 2 PS starke Pferdekutsche. Mein 5 jähriger Neffe bedauerte etwas, dass die Kutsche nicht golden war. In seiner Phantasie hatte er sich wohl etwas anderes vorgestellt. Die Pferde zuckelten gemächlich durch die Landschaft, den Ort und über die Wiesen. Wir machten Fotos, der Flachmann meines Vaters kreiste und wir taten so, als ob das Land ringsherum alles uns gehören würde. Um den Gag vollständig zu machen, hätte ich ja für uns alle ein paar T-Shirts mit unserem schönen Namen und dem Wappen mitbringen sollen. Sowas ist ja heutzutage schnell gemacht, erinnert mich aber immer zu sehr an Junggesellenabschiede.

Mittags kehrten wir zum Flammkuchen beim Ribbäcker ein. Sehr lecker, sehr gemütlich und interesannte Deko. Es hängen ein paar richtig alte Fahrräder herum und die ältere Generation dozierte über Vor- und Nachteile von Karbitlampen.
Es ist schon irre, wie ein ganzes Kaff heutzutage von einem einzigen Fontane-Gedicht lebt. Mir brachten die Verse meine Großeltern Ribbeck – ohne von – schon im Vorschulalter bei. In der DDR Schule gehörte es nämlich nicht mal zum Lehrplan. Theodor Fontane wohl, aber dieser  „gute“ alte Adlige Herr von Ribbeck, der auf seinem havelländischen Grundbesitz die Bäuerlein ausbeutet und deren armen Kinder mit Birnen beschenkt, der passte den angehenden Kommunisten nicht recht in den Kram.  Im Schloß Ribbeck hängt ein sozialistisches Wandbild von 1956. Das zeigt Herrn von Ribbeck als feisten Mann mit Obelix‘ Ausmaßen und lila Pumps und seine Untertanen bettelnd oder am Boden. Ja, so in der Art brachte mir die Volksbildung den Feudalismus bei.

Und ansonsten gibt es in Ribbeck logioscherweise alles von und mit der Birne: Schnaps, Eis, Brot, Marmelade, Essig, Senf, Bonbons, Kuchen, Kekse und wieder Schnaps. Allerdings nicht mehr aus der Brennerei des Ortes. Auf dem hohen Schornstein dort brütet jetzt ein Storchenpaar.

Die Geschichte von dem Birnbaum aus dem Gedicht ist auch schnell erzählt. Das Original erwischte ein Sturm 1911, dann gab es 2 weitere – etwas mickrige – Versuche und 4. Baum wurde im April des Jahres 2000 gepflanzt und er steht auch gerade in voller Blüte.

Die Birnen sollen allerdings nicht sehr schmackaft sein. Der Nachfahre des Birnenspenders, Herr Friedrich von Ribbeck vertreibt vor Ort und online auch Birnenprodukte. Die Birnen für die Spirituosenherstellung bezieht er aus Frankreich. Diese und andere Geschichten rund um den Ort und seinen Namen wurden uns von Reimund Groß aus dem Theater der Frische während einer Ortsbesichtigung der etwas anderen Art erzählt.

Für den Rückweg wählten mein junger Wanderfreund und ich dieses Mal den 2,5 km langen Barfusspfad, den wir uns auf dem Weg nach Ribbeck schon interessiert beguckt hatten. Jetzt nahm ich die Herausfordeung meines Neffens an und zog auch meine Schuhe auch aus!  Wir liefen barfuss über das frische Gras, eingebuddelte junge Felsen, umgedrehte Bierkisten, Drainagerohre, Gummimatten aus dem Kuhstall, Betonsteine, Dachpappe, Rindenmulch, Vorjahreskastanien, über eine Sammlung alter Gummilatschen Flip-Flops und Baumstämme voller Ameisen.

Am Ziel angekommen wartet ein Fußwaschbecken auf die angeschmuddelten Fußsohlen. Und auf uns alle immernoch unterkühlte Zimmer. Ja, wir haben gleich am Freitag nachgefragt, ob es möglich wäre, die Heizung einzuschalten. Sie sei an, wurde behauptet. Als wir wiederholt nachfragten, erklärte man uns, dass der Aussenfühler nicht zu beeinflussen sei. Gut, das ist dann wohl so. Aber ICH bin jedoch zu beeinflussen – nämlich in meiner Meinung:

Dieser Kinderbauernhof ist eine schöne Adresse für einen Tagesausflug und für alle diejenigen, die Margarine zum Frühstück lieben und deren Milch morgens nicht heiß sein muss (immer diese Ü50 Bloggerzicken mit ihren ausgefallenen Extrawünschen). Die lieben Kleinen sehen dort ein paar Haustiere und deren Nachwuchs. Man kann Eselsohren zählen oder Karnickel. Man kann zugucken, wie die Sau rausgelassen wird und wie kleine Entchen erste Schwimmversuche machen. Oder man entdeckt, dass sich ein Huhn und mehrere kleine Schweine einen Futternapf teilen.

Sogar ein Paar Höckerschwäne ist zu bewundern. Die Handvoll Katzen jeder Größe wird von den „Stadtkindern“ abwechselnd gestreichelt und gejagt. Deren mehr oder weniger naturbunte (öko-bio-waldorf) Mütter finden es mitunter richtig lustig, wenn die Blagen den Tieren die Schwänze langziehen. Man hat ja schließlich dafür Eintritt bezahlt.

Und es gibt ein großes Gehege voller Schafe und Ziegen – derzeit natürlich mit richtig niedlichem Nachwuchs.

Ein imposanter Truthahn macht lautstark auf sich aufmerksam. Mit 2 Perlhühnern im Gefolge stolziert er den ganzen Tag über das Gelände. Manche finden das Tier häßlich, aber das sind meist diejenigen Menschen, die auch nicht ganz so glücklich ins Gesicht getroffen sind. Ich finde Farbgestaltung und Designwahl von Mutter Natur zumindest überaus interessant – selbst die 2016er Pantone Farben wurden geschickt mitverarbeitet – und so habe ich einige Puterportraits geschossen.
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Zum Abendessen hatten wir eine Tafel im Restaurant „Seeterrassen“ auf dem ehemaligen Landgut der Familie Borsig – heute Landgut Stober – reserviert. Das Essen war sehr gut, aber nicht so besonders wie im Café Monet, der Service war ganz in Ordnung, teilweise jedoch etwas spröde. Ich würde wegen der angebotenen Speisen nicht noch einmal hinfahren. Das Beste war für mich dort zweifellos die interessante Lokation und der Blick auf den Groß Behnitzer See.
Am Sonntagvormittag hatte die Feierei ein Ende und wir zerstreuten uns wieder in alle 4 Himmelsrichtungen. Für mich ging es gen Berlin, nicht ohne eine Abstecher zu meinem bevorzugten Erntegarten.

Auf der Kirschplantage durfte ich mich über die zu erwartenden Fruchterträge informieren – ach Quatsch – ich hatte einfach gefragt, ob wir dort ein paar Fotos machen dürfen. Das Tor war zu und ich wollte es nicht ungefragt öffnen um auf fremden Grund und Boden herumzulatschen.

Brille – RAY BAN
Blazer – CERRUTTI 1881
Bluse – VAN LAACK
Gürtel – LOUIS VUITTON
Jeams – Irina Shabayeva for INC (Macy’s)
Schuhe – SALAMANDER

Was ich am letzten Tag unserer Familienfeierlichkeit trug, verlinke ich bei der Maiaktion Modejahr 2016 DRAUSSEN MIT FREUNDEN IM MAI bei Ines. Auch wenn weder die Familie noch die (Schwieger)Freunde auf den Bildern zu sehen sind. Dafür gibt es heute wieder jede Menge Fauna und Flora – damit kann man ja auch befreundet sein. Ich sage nur „Mein Freund der Baum“ und zeige abschliessend noch einmal ein herziges Detail am Birnbaum an der Kirche von Ribbeck.