Am C&A Stand bei der #HASHMAG Blogger Lounge Berliner Freiheit 2

Nachhaltigkeit!

Das Wort tönt durch die Bloggerwelt von ganz jung bis mittelalt, vom Hobby- bis zum Profiblog. Etwa immer auf der Suche nach einer Nische oder weil es gerade mächtig IN ist?
Es geht vor allem um die Schonung der Ressourcen unseres Planeten und um die Vermeidung von Raubbau für unseren Luxus. Wenn ich bei Conny darüber lese, komme ich schnell mal ins Grübeln, tue das aber auch schnell wieder ab. Wer Krokodilleder verwendet,  Pelz trägt, Kaschmir auf der Haut fühlen will und zuläßt, dass sich die Seidenraupen ordentlich abquälen, der sollte doch lieber die Klappe halten. Und wenigstens mal über den Gartenzaun gucken. Traude macht mit ihrer ANL Aktion mächtig Wirbel und sie vermeidet in ihrem Alltag ganz bewusst Produkte mit Palmölen. Leicht ist das nicht. Es gehört ordentlich Recherchearbeit und auch etwas Verzicht dazu. 
*hmpf* Verzicht? Icke? Das kommt doch bei mir gleich hinter Minimalismus. Also:

Kann ich nicht!

So häufen sich die Ausreden. Die vieler Modeblogger lautet übrigens: nachhaltige Kleidung ist immer so igitt altmodisch oder wenigstens alternativ geschnitten oder einfach nur zu öko-chic oder schwer zu finden…aber  denkste Puppe, denn das war einmal!
Ich weiß es besser. Ich bin raus aus der Komfortzone Hashmag Blogger Lounge mit all ihren leckeren Versuchungen, fröhlichen Aktionen und den Besuchern, von denen ich einige kannte und andere gerne besser kennengelernt hätte. Ich traf Moppi, Petra, Claudia und Chrissie und doch riss ich mich los und machte GRÜN statt blau.

 

Ich hasse grün

Also alles, was nicht grüne Natur ist. Aber Förstermäntel, Billardtische, grüne Wischwassereimer oder Schnittblumenvasen, Salatbestecke oder Socken haben bei mir keine Chance. Ich finde Kleenex besser als Tempo, kaufe aber aus Prinzip nur die blauen Packungen. Ja, da höre ich die nachhaltigen Stofftaschentuchbüglerinnen schimpfen. Ertappt – ich gebe es zu! Stofftaschentücher verwende ich nur bei Hochzeiten oder Beerdigungen.

Fahr’n wir mal nach Ostberlin

Zum Postbahnhof am Ostbahnhof. Dort ist er nämlich zu finden der Greenshowroom. In riesigen Hallen über 2 Etagen gibt es „grüne“ Bekleidung zu sehen. Klamotten über Klamotten so weit das Auge reicht. Alle Farben, Formen, Größen, Schnitte. JEDER den ich kenne, hätte dort ein Teil gefunden, das ihm gefällt. Ehrlich, jeder! Spätestens am Stand der vereinigten mongolischen Kaschmirhersteller und für die mit Tierhaarallergie gäbe es auch Gummistiefel aus 100% Naturkautschuk oder feines grobes Leinen. Ich habe mir stundenlang alles angeguckt, vieles angefasst (ich bin ein Grabbeltyp, kann ich was nicht an der Hand ab, mögen meine Schulter es gleich gar nicht). Als Erstes habe ich mit Sternchenaugen weisse Unterhemdchen gefunden, wie ich sie täglich trage. Allerdings sind meine nicht nachhaltig und zu dem nervig. Ich muss die Markenetiketten in der oberen Rückenregion immer erst mühevoll entfernen und die „Bücher“ in der Seitennaht auch. Die von MIGHTY GOOD UNDIES waren aus Biobaumwolle, die Waschzeichen nur eingestempelt und die Marke im unteren Bündchen eingewebt. Eine junge Firma aus Australien. Leider gibt es die Hemdchen noch nicht. Das war nur ein möchte-gern-Muster. Also erstmal weitersuchen.

Mit bunten Taschen kann man mich haschen

 

Dieses knallgelbe Reisegepäck lenkte meinen Blick gezielt auf sich, die Chefdesignerin der Manufaktur Ars Galea, Kathi Halama, nahm sich Zeit für mich und meine Fragen. Sie erklärte mir den Werdegang der Chemnitzer Firma. Man fertigt in Handarbeit langlebige Lederprodukte mit Farbe und von deutschen Rindviechern. Pfanzengegerbt, versteht sich.
Die Manufaktur Ars Galea hat ein paar Highlights in ihrer Kollektion, aber sie fertigen auch nach Deinen Wünschen. Farbzusammenstellung, Logodruck, eigene Ideen – alles machbar! Sieht gut aus, fühlt sich gut an! Handarbeit aus unserem Land. Keine Schnäppchen, aber dafür Teile für’s Leben. Der Blick auf die Homepage läßt die Herzen von Lederfans garantiert höher schlagen.


Meins klopfte jedenfalls gewaltig und am liebsten hätte ich eine rote POST Tasche mitgenommen! Aber ich musste weiter. Kam an einem Denim Stand aus Bangladesh vorbei. Mit diesem indigoblau fängt man mich ja auch immer. Das gab es in allen Stärken, Färbegraden und mit weisser Verzierung aus Baumwolle. Mehr oder weniger dicke Fäden wurden durch den Stoff gezogen und machen etwas ganz neues aus dem Jeansstoff. Gefällt mir besser, als die riesigen Luftlöcher, die neuerdings schwarze Strumpfhosennetze zur Schau stellen. 

Fischernetze machen bunte Beine

Ehrlich, ich kenn mich ja null aus, mit diesen grünen Modefirmen. Und so wusste ich auch nicht, dass LANIUS ein Powerseller der Branche ist, sondern latschte ganz blau grünäugig zu denen an den Stand und grabbelte mich durch die Seide. Muster sind ja selten meins, aber dieses Blau und diese Vögel – damit lief ich doch mal vor den Spiegel.

Dort erblickte mich die Chefin (wie mir später die Suchmaschine meiner Wahl verriet) und ich fragte sie, ob sie denn zu den großen der Zunft gehören würde. Also bekam ich meinen Vortrag und den Hinweis auf eine super spannende Kooperation mit dem Strumpfwarenhersteller KUNERT. Die haben nämlich weltweit alte Fischernetzte zusammengesammelt und in Kroatien in mehreren riesigen Hallen zusammengetragen und dann zu Strümpfen verspommen. Was für eine Idee! Sowas gefällt mir das habe ich gleich Bilder im Kopf, das ist greifbar und vorstellbar. Und im Katalog dazu gibt es ein sehr eindrucksvolles Foto:

Die tollen Farben der Strumpfhosen wurden von Claudia Lanius passend zu den Mänteln ihrer Kollektion kreiert! Man sah mich total begeistert. Das ist nicht mehr Hanf und Hängerchen, das ist solide und ganz besondere Mode in einer unglaublichen Qualität. Ich möchte bitte diesen senffarbenen Mantel und das passende Beinkleid dazu. Ich hatte gerade einen Traum gesehen! Wenn auch nicht meinen letzten. Die Strumpfhosen konnte ich auch befühlen – sie fassen sich an, wie jede „normale“ Strumpfhose, sie sind ja auch aus demselben Rohstoff.

Wer auch bloggt, weiss ja, dass die Einladungen zu den Shows der Fashion Week nicht so einfach zu haben sind. Ich hatte keine, als ich am Dienstag aus Paris zurückkam. Aber schon am Mittwoch eröffneten sich lauter Möglichkeiten: ich ging als das +1 von Chrissie mit zu einem Resee. Chrissies Bericht über die Kollektion von LEONIE MERGEN ist schon online.  Und per Zufall bekam ich noch eine Einladung (so richtig mit Platzierung und Goodiebag) für Dawid Tomaszewski x Patrizia Aryton im Kaufhaus Jandorf. Für diese Show kooperierte Dawid mit dem polnischen Modehaus Aryton. Seine eigene Kollektion zeigte er im Berliner Mode Salon im Kronprinzenpalais. Wenn Du dazu Fragen hast, frag‘ bei Fashion-Reporterin Chrissie, ich kam da nicht rein 😉
Im Vorferld habe ich mir den Kalender der Fashionweek ziemlich genau angesehen. Was ist angesagt, welches sind die großen Namen und letztendlich fragte ich mich:

Was interessiert mich wirklich? 

Klamotten von Dorothee Schumacher oder Marc Cain sehe ich im Laden, da ist eine Show zwar nett, aber nicht zwingend erforderlich. Lena Hoschek, Marcel Ostertag, Riani, Marina Hoermanseder, Michael Sontag oder  Rebekka Ruétz – das sind Shows, die würde ich gerne sehen, aber gekümmert habe ich mich vorher nicht darum und mich fragen wird auch keiner. Also habe ich mir selber mein Programm zusmmengestellt. Ich bin Taschenfan und neben erdölbeschichtetem Canvas interessiert mich auch Leder. Also schaute ich ins Programm und las etwas von Rindsleder, das mit dem Saft von Rhabarberwurzeln gegerbt wird. Na, wenn das keine Innovation ist.

 So sieht das aus: Leder mit Rhabarberwurzelsaft gegerbt und noch ungefärbt

Ich folgte @deepmello gleich mal bei Instagram und dann war ich endlich an dem Stand, wegen dem ich eigentlich zur Strasse der Pariser Kommune reiste! Ich habe mir sozusagen das Beste für den Schluß aufgehoben. Die Geschichte muss ich unbedingt noch erzählen, auch wenn es wieder etwas lang wird heute: ein paar Wissenschaftler in Bernburg forschten an Rhabarber und seiner Verwendung herum. Einer wusste (ich denke aus einem mittelaterlichen Hexenküchenbuch) etwas über die gerbenden Eigenschaften der Pflanzenwurzel. Bei meiner Internetrecherche fand ich auch etwas zu Wechseljahresbeschwerden, also falls das von Interesse ist, HIER entlang! Da steht auch etwas von sibirischem Rhabarber, der 1,50 m hoch wird. Meine Großmutter erzählte in dem Zusammenhang immer ein anderes Histörchen: als die Russen 1945 in die Niederlausitz kamen, haben sie vom Rhabarber nur die Blätter gegessen und die Stengel weggeworfen. Daraus hat meine Großmutter dann Kompott für ihre Familie gekocht.

Aber zurück zu den Wurzeln. Versuche wurden gestartet und man bekam das schönster Leder weit und breit. Also wurde aus der Forschungsarbeit eine erfolgreiche Geschäftsidee. Mastrinder aus Süddeutschland liefern die Rohhäute und die Rhabarberfelder nebenan den Gerbsaft aus ihren Wurzeln. Eine eigene Kolletion entstand, das Leder kann in verschiedene Farben eingefärbt werden und wird je nach Bedarf in diversen Dicken hergestellt.

weich, anschmiegsam, überraschend angenehmer Griff und erstklassig verarbeitet

Deepmello liefert Leder an viele Hersteller. Unter anderem auch an Möbelmacher und an die grüne Textilindustrie. Selbst Frau Lanius arbeitet mit Deepmello Leder und trug einen sehr schönen weichen Lederrock. Nein, ich habe nicht an der Frau herumgegrabbelt, sondern den Rock, der auf der Stange hing, begriffen. Für meinen Geschmack bestand er aus zu vielen Einzelteilen und es wurden verschiedene Häute verwendet, die auch noch in unterschiedlicher Richtung zusammengenäht waren. Etwas Kritik muss bei aller Euphorie erlaubt sein, denn ich kenne Lederrocknäher, die auf sowas besser achten. OK, der Preis hat dann auch eine Null mehr und der Rock nie Rhabarberkontakt gehabt.
Bei Deepmello kam mir  auch gleich eine Idee für ein DIY Prokejt aus einem Quadratmeder Rhabarber-Leder. Vielleicht kommt es ja mal dazu…in Kopf bleibt es jedenfalls.

Deepmello macht auch schöne Kleidung: hier ein Shirt mit Ledertasche aus der aktuellen Kollektion

Und ich fand noch eine HABEN-WOLLEN Tasche. Momentan trägt ja alle Welt Shopper. Entweder die LV Nerverfull (ich kann die echt nicht mehr sehen, es sei denn, es ist pinkes Gekritzel darauf) oder die GOYARD St. Louis oder diese MK Nachbauten. Eine Wiener Freundin kaufte sich in Paris den MY DAILY BATTLE Shopper von Fauré le Page. Das ist eine schöne Alternative zum allgemeinen Markeneinkeitsbrei. Würde ich aber gerade einen Shopper suchen, wäre dieser blaue meine Wahl. Eine Mischung aus Rau- und Glattleder.

Für die Leute, die immer alles in Heller und Pfennig wissen wollen
füge ich es hinzu: 399,00 € und jeden einzelnen Euro wert!

Mein Fazit:

Das nächste Mal gehe ich wieder zu den grünen Kollegen! Weniger Hühner, mehr Hintergrund –  das hat mir gefallen. Und bei #Hashmag hat es mir auch gefallen, danke für die Einladung und für Eure schönen Ideen, ich komme sehr gerne wieder vorbei!

#clockhouse, nicht grün aber wahr!