1967 in Stralsund

 

Das erste Bild in meinem Kopf ist
von meiner Mutter. Sie trug eine schwarze Tüllbluse, einen roten Mini-Kleiderrock
aus Wollstoff,  DIY Perlenorringe.  Sie war schon immer sehr erfinderisch, um
sich individuell zu stylen und nicht im allgegenwärtigen DDR-Chic. Heute bei
Instagram würde man ihr das Prädikat AUTHENTISCH bescheinigen. Sie hatte eine Kette in ihre Einzelteile zerlegt und die kleinen Plasteperlen im
Muster auf die runde Scheibe eines Ohrclips geklebt,
sich aus den restlichen Kullern ein Hängerchenkonstrukt gebastelt 
und alles mit schwarzer Farbe (Nagellack?) angepinselt.  

Dazu trug sie schwarze
Netzstrumpfhosen – die hatten damals IMMER eine Naht hinten – und schwarze
Lackpumps. Mein Vater hat sie vor der Feier fotografiert und auch von der Party
gibt es  Fotos, aber diese jetzt zu
suchen überfordert mich gerade. Lass‘ einfach ein Bild in Deinem Kopf entstehen – das passt schon!

2017 in Berlin

Plötzlich erlebt die
Netzstrumpfhose ein grandioses Revival. Ich wüsste sehr gerne, wer das „erfunden“
hat. Ich möchte ihm/ihr auf die Schulter klopfen, denn gefühlt ALLE weiblichen Jeansträger, die Bilder
ins Inter-Netz stellen, folgen diesem Inter-Netz-Trend. Rautenmuster sehr unterschiedlicher Größe guckt unten aus
den Jeans, lugt durch die großzügigen Luftlöcher an Oberschenkeln, Knien und
Schienbeinen und bei ganz mutigen Mädels auch oben aus dem Jeansbund, betont
das Bauchknöpfchen und das Netzstrumpfhosenbündchen schneidet dezent in den nicht
vorhandenen Jungmädchenbauch ein. Das heißt sicher auch irgendwie, aber ich kenne den
Begriff dafür nicht, bin mir aber sicher, dass mir hier heute geholfen wird.

1994 in Paris

 

Ich hatte in Berlin meinen ersten
Job in der Berliner Immobilienwirtschaft und war sehr oft in Paris. Damals hatte ich dort noch
keine Freundinnen, aber Freunde. Noch kein Bett, aber einen Friseur. Noch keinen
Führerschein aber schon 2 gesunde Beine. Ich kannte ausser Louis Vuitton keine Taschenfirmenläden von innen und
auch sonst nur die Marken, die mir „vorgelebt“ wurden. Chanel, Christian Lacroix und
Dior, Cartier, Cardin, Courreges – lauter große C’s. Und dann kam ich an
einem Lingerie-Geschäft vorbei: CHANTAL THOMASS.

Und ich blieb staunend stehen, denn es war wunderbar
im Boudoir-Stil dekoriert. Alles war sehr viel ansprechender und auch sehr viel frecher, als ich es aus Berlin kannte. Eine
Schaufensterpuppe trug Netzstrümpfe und schwarze Kniestrümpfe mit einem Reißverschluss
darüber. Wie genial! Ich hatte mir von Pollini aus Italien ein Paar sehr
abgefahrene Schuhe mitgebracht. Kappe, Ferse und die Teile bei den Schnürsenkeln
waren aus silbernem Rauleder und der Rest aus durchsichtiger Plaste.

HIER siehst Du ein ähnliches Modell –
stelle Dir einfach vor, dass das, was auf dem Foto dunkelbraun ist, durchsichtig wäre. Diese
Schuhe hatte ich sofort vor Augen, denn sie waren einfach nur perfekt für diese
Strümpfe. Also rein in den feinen Laden und das Objekt der Begierde eingekauft. Den Preis habe ich verdrängt, aber er war utopisch!!! In Franc ja sowieso 😉 Ich habe diese
Strumpfhose mit angebauten Kniestrümpfen ewig geschleppt. Darüber gerne ein rotes Minikleid, das wie ein schmaler langer
Rollkragenpullover geschnitten war. Eine schwarze kurze Jacke dazu und dann
ein Pepita-Mäntelchen mit Kapuze und weiter, schwingender A-Linie. Ich wollte eben
unbedingt nach PARIS aussehen. 

An diese Strumpf-Ausgabe habe ich mich gerade
erinnert und dann geguckt, ob ich die noch habe, denn getragen habe ich die ewig
nicht mehr – nicht mal in Paris!
Klar, habe ich natürlich aufgehoben und sofort habe ich sie angezogen und
mich darüber gefreut, dass sie noch passt und noch alles ganz ist. Ein perfektes Outfit ist mir
nicht dazu eingefallen – der erste Gedanke war ein Style mit Denim Hotpants und
diesen Schuhen:

Nur ehrlich gesagt mag ich an mir
die Kombination von kurzer Hose mit bestrumpften Beinen nicht und den Trend *Netz-unter-Jeanslöchern*
mag ich auch gerade (noch) nicht hinterherhecheln. Also gibt es heute nur meine
Ü 50 Beine für die Interessierten des Zwischennetzes.

Und für meine treuen Leser abschließend die Beschreibung vom Setting. Ich lag in Hauspulli und Juicy-Verlour-Jacke im Flur zwischen Klo und Dusche
herum, streckte die Beine in die Höhe und hantierte in dieser Lage abwechselnd
mit Kamera und Handy.#. Ein Post voller Leg-selfies sozusagen!

Wem das zu eintönig ist in schwarz und weiss, den schicke ich an dieser Stelle zu den bunten Beinen von Edna Mo!