kinoplakat die schoenste zeit unseres lebens

© 2019 Constantin Film Verleih GmbH

Reklame*
Ich bin nicht der Mensch, der verklärt zurückblickt. Es liegt doch noch so viel Aufregendes vor mir. Natürlich gibt es da einige besonders glückliche Wochen und in denen ganz besonderes Tage voller Glück, die einem immer wieder einfallen.
Weil man gefragt wird, weil man einfach gerne mal diese wundervollen Erinnerungen aus dem Speicher hochlädt oder weil man gerade in einem Tief hockt und sie einem wieder raus helfen.

Mein Tief hat einen Namen, es heißt jedes Jahr NOVEMBER. Es ist trist, kalt, dunkel und nix los.

Aber es gab da mal diesen einen November 1989 – an dem sich mein Leben änderte. Nicht nur meins, das Leben in ganz Deutschland hat sich am 09.11.1989 geändert.

Es sollte noch ein ganzes Jahr dauern, ehe ich dann endlich den Traum wahr machte, den ich seit Schulmädchentagen träumte. Ich wollte einmal nach Paris! Das war jahrzehntelang undenkbar und ich hoffte, als Rentnerin mal eine Reise ins NSW (Nicht sozialistische Wirtschaftsgebiet) zu machen. Zum Glück kam alles anders.

So stieg ich eines Novemberabends 1990 am Berliner ZOB in einen grünen HOLIDAY Reisebus, trank ein Bier und schlief ein, bis der Bus morgens um 4 an einer französischen Autobahnraststätte stoppte. Der Fahrer scheuchte alle Insassen aus dem Bus, denn er musste seine Pausenzeiten einhalten und wir hockten in einem unwirtlichen Saal mit heller Neonbeleuchtung und ich in heller Aufregung.  Meine wenigen France waren mir zu schade für heißen französischen Kakao (Kaffe trank ich damals noch gar nicht), ausserdem hatte ich H-Milch und reichlich Klappstullen (Vollkornbrot mit Philadelphia) dabei.

Zurück im schaukelnden Bus pennte ich sofort wieder ein und wachte erst in Paris wieder auf. Wir kamen über den Süden in die Stadt, unsere Endhaltestelle war die Metro Porte d’Orléans im 14. Also jetzt nichts, was mich heute verzaubern würde. Damals warf ich meinen allerersten Blick auf die eleganten Fassaden und die gusseisernen Balkone und wusste, dass ich mit Paris in 10 Stunden nicht fertig werden würde.

Bevor der Busfahrer gegen 9:00 Uhr morgens die Türen öffente, bat er darum, dass sich die Leute bei ihm melden, die nach 10 Stunden (ich hatte ja für 60 DM nur einen günstigen Tagesausflug nach Paris gebucht) nicht wieder mit zurück nach Berlin kommen werden.

Ich melde mich also ab. Der Fahrer fragte mich: „Was willst Du in Paris?“ Meine Antwort: „Was soll ich in Deinem Bus?“ und betrat die Stadt. Im Gepäck – ich trug einen schwarzen EATSPAK Rucksack – hatte ich noch ein Paar Klappstullen, einen Falk Stadtplan und einen Spartacus Reiseführer meines Freundes Kalli. Der erklärte mir im Vorfeld, dass ich in einem schwulen Hotel gut aufgehoben wäre.

Mein Ziel war Porte Maillot, die Metrostation. Mir war allerdings noch nicht ganz klar, wie ich das machen sollte. Im Französischunterricht meiner Polytechnischen Oberschule „Rosa-Luxemburg“ in Stralsund hatte ich gelernt, dass man in Paris keine Einzelfahrscheine kauft, sondern immer gleich ein Carnet. Gerade frage ich mich, woher die ostzonalen Französischbuchautoren denn eigentlich ihre Weisheiten hatten? Egal!

Ich riss mir ein paar France aus der Seele und kaufte 10 Fahrscheine und ging in den Untergrund. Es war warm und roch fremd aber gut. Ich sog jeden Eindruck auf! Weiße Fliesen, blaue Emailleschilder  und riesengroße Werbeplakate. Unter einem Plakat mit einer Konzertankündigung pennte ein Chlochard. Sonst waren weit und breit keine Menschen zu sehen. Also habe ich den Typ an der Schulter wachgerüttelt und gefragt, wie ich zu meinem Ziel komme.

Er hab mir artig Auskunft: ich solle bis Châtelet fahren und von dort die Linie 1 nehmen. Wer schon mal an der Station Châtelet die Bahn gewechselt hat, weiß, was einen da erwartet. Dort treffen 5 Metrolinien aufeinander – aber davon wusste ich nix – woher denn auch. War aber mächtig erschrocken und auch ziemlich beeindruckt. Von den endlosen unterirdischen Gängen und von dem Treppauf und Treppab der wuselnden Menschenmassen, die alle viel schneller waren als ich. Und das will was heissen, denn ich komme aus Berlin und habe lange Beine! Es heißt, die Pariser meiden diese Station. Das war an dem Morgen wohl gerade nicht der Fall.

Ich erwische meine Bahn in die richtige Richtung und kam im Palais des Congrès an. Trocken, warm und hell. Ich suchte eine Toilette und fand ein sauberes WC mit einem Extraraum; es gab große Spiegel, Ablagen und Hocker. Mit Schminke hatte ich es aber damals auch noch nicht. Trotzdem kam ich aus dem Staunen nicht heraus: So ear das also in Paris!

Dieser Tag ist trotzdem nicht gerade der, den ich mir als Murmeltiertag aussuchen würde. Aber ich würde mich sehr gerne mit den Augen und dem Wissen von heute damals beobachten und mir hinterhergehen.

Ich trug schwarze Lackschuhe, eine schwarze Levi’s 501, ein schwarzes Seidenhemd, eine blaue Levi’s Jeansjacke, roten Nagellack, eine schwarze kleine CASIO Uhr aus Plaste und einen schwarz-weißen Schal mit Animal-Print.

Der war aus 100% Erdöl, bzw. ist er es noch, denn natürlich ist er mit mir durch alle Irrungen und Wirrungen gegangen und liegt in meiner Tücherschublade.

 

Baerbel 1990 in Paris

Paris hat er aber lange nicht mehr gesehen – ich übrigens auch nicht! Das macht aber nichts, denn die nächste Reise ist schon geplant. Am nächsten Samstag ist es soweit: Ich fahre erst nach Berlin und dann gleich weiter nach Paris! Es wird eine Zeitreise in einem Kinosessel.

Kinostart:
28. November 2019 im Verleih der Constantin Film

kinoplakat die schoenste zeit unseres lebens

© 2019 Constantin Film Verleih GmbH

 

Unter uns:  Ich finde Zeitreisen noch eine schönere Vorstellung als die der immer wiederkehrenden Murmeltiertage. Und wenn Du auch mal nach Paris reisen möchtest, dann schaue einfach in den nächsten Tagen nochmal hier vorbei, da gibt es nämlich ein Gewinnspiel!

Wenn Du  die Wahl hättest, in welche Zeit würdest Du reisen und wohin?

 

*In Kooperation mit CONSTANTIN FILM