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Berlin Kurfürstendamm mit Herz und Gier bei Dior

Berlin im Mai

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Zum Beispiel, dass in Berlin Schlag 22:00 Uhr die Ampeln ausgeknipst werden, weil ja eh staatlich verordnete Nachtruhe ist. Ich war versehentlich noch etwas später unterwegs und habe mich einigermaßen gewundert.

Am Sonntagvormittag machte ich einen Schaufensterbummel auf dem Kurfürstendamm. Ich wollte einfach mal wieder etwas anderes sehen als das weite blaue Meer, süße Kälbchen, Lämmchen oder Küken. Endlich mal wieder Hauptstadtluft schnuppern und schöne Dinge anschauen. Ich war seit über einem Jahr nicht mehr zum „Shopping“.

  1. weil ich nichts brauche
  2. weil ich im Norden im Umkreis von 100 km keine Läden sind, die mich reizen
  3. weil ich keine Lust habe, mein halbes Gesicht länger als unbedingt notwendig mit irgendwelchen Schutzmasken zu bedecken

Parkplätze gab es reichlich auf dem Ku’damm und so stellte ich meinen Flitzi vor JIL SANDER ab. Guckte sehr ausführlich bei LOUIS VUITTON  in die Auslagen, verliebte mich in die präsentierte Capucines mit Farbverlauf und machte für Instagram ein Bild mit meinem alten Sack.

Ich lief weiter zu CHANEL, guckte verträumt auf eine Tasche wie aus alten Leuchtreklamen und ging dann auf die andere Straßenseite.

 

Bei SAINT LAURENT sah ich plötzlich rote Farbe am Fenster und dachte im ersten Moment an einen Werbegag.

 

 

Ich überquerte die Wielandstraße und dann sah ich das ganze Ausmaß des Übels:

 

 

Bei DIOR und VALENTINO hatte man sich „verewigt“ und auch HERMÈS nicht verschont. Aber es wurden nicht nur die Glasscheiben beschmiert, was schlimm genug wäre, sondern auch die Häuser.

 

DIOR

 

HERMÈS

 

Ich kaufe in diesen Läden, ich mag die Häuser am Ku’damm. Ich mag Graffitis, aber bin total gegen Schmierereien an Häuserfassaden. Ich mag ja zum Beispiel auch keine Schlösser an Brücken.

Wieso ich den roten Zeichen hier eine Plattform gebe? Weil ich es kann!

 

 

Ich halte andere Meinungen aus und finde sie wichtig, weil ich meine Meinung auch vertreten möchte. Allerdings frage ich mich, was diese Aktion bezweckt. In meinen Augen hat da jemand Neid und Frust rausgelassen. Es wird nichts ändern und verursacht nur Kosten und Arbeit. Hoffentlich fühlte sich wenigstens der Verursacher nach seiner Aktion wieder etwas besser.

Hätte man das Thema nicht auch mit Worten angehen können? Vielleicht hat er/sie das nie gelernt. Es gibt ja kaum noch Diskussionen. Ich denke, da geht gerade eine ganze Streitkultur verloren. Es gibt jetzt immer gleich Hass und nicht selten Gewaltandrohungen. Das passiert nicht nur im Netz, wenn die Leute satt und zufrieden mit ihren mobilen Endgeräten auf dem Sofa hocken. Das passiert auch auf der Straße und ich finde es erschreckend.

Natürlich bin ich auch nicht frei von Cancel Culture. Wenn mir einige Leute partout nicht (mehr) in den Kram passen und nicht mit mir reden wollen oder ich nicht mit ihnen, dann benutze ich auch mal Knöppe wie UNFOLLOW oder BLOCKIEREN. Dazu sind sie ja da 🙂

Eine Freundin, deren Ratschläge ich fast immer befolge, nannte es Hygiene und erklärte mir, dass sie damit ihre inneren Räume pflegt.

Das finde ich ein schönes Bild und schließe damit den Kreis zu der Putzkolonne, die jetzt die rote Farbe wieder herunterschrubben muss.